europAMICI di ANGELO BRANDUARDI



BRANDUARDI CANTA YEATS

*

I CIGNI DI COOLE
Die Schwäne von Coole

Schön sind die Bäume in ihrem Herbst
im Wald sind die Pfade trocken
ein unbeweglicher Himmel
spiegelt sich im Wasser
wenn das Zwielicht des Oktobers kommt;
fünfundneunzig Schwäne
stehen gedrängt zwischen den Steinen auf dem Wasser.

Der neunzehnte Herbst hat mich erreicht
seit dem Tag, von dem an ich sie zählte
plötzlich sah ich sie fort fliegen
in großen gebrochenen Ringen
in Kreisen schwingend sich verlieren
unf ihren klingenden Schwingen.

Ich habe sie gesehen, Geschöpfe aus Licht
und deshalb trauert nun mein Herz.
Alles hat sich verändert, seit ich
zum ersten Mal an diesem Strand
über meinem Kopf gleich Glocken den Schlag
ihrer Flügel hören konnte,
lauschend ging ich weiter mit beschwingten Schritten.

Sie ziehen unermüdlich, Liebende zu Paaren,
sie folgen den freundlichen kühlen Strömungen
segelnd steigen sie wieder in die Luft auf,
ihre Herzen sind nicht älter geworden,
Passion und Eroberung begleiten sie
wohin sie umherstreifend auch gehen.

Aber jetzt gleiten sie langsam über das Wasser
geheimnisvoll und schön
zwischen weichen Binsen bereiten sie ihr Nest.
Beim Abfluß welchen Sees
werden sie den Augen der Menschen Entzücken bringen,
an jenem Tag, an dem ich erwachen werde
und entdecken, daß sie fort geflogen sind.

*

IL CAPELLO A SONAGLI
Die Narrenkappe

Als der Hofnarr durch den Garten ging, verharrte er reglos,
er bat seine Seele, sich an ihr Fenster zu setzen.

Und die Eulen begannen, zu rufen
als die Seele sich erhob, blau gewandet
sein Wort war Weisheit für den Pfad
ihres ruhigen und leichtfüßigen Schrittes ... so leichtfüßig ...

Aber die Königin hörte nicht zu, hüllte sich in ihr Hemd,
die schweren Fensterläden zog sie an sich und schob den Riegel vor.

Und sein Herz bat er, zu ihr zu gehen
als die Eulen aufhörten, zu rufen
in einem roten und pochenden Kleid
sang es für sie auf der Schwelle ... auf der Schwelle ...

Süß war sein Wort, von ihrem wallenden Haar träumend
aber vom Tisch nahm sie einen Fächer und scheuchte es fort.

Und da dachte der Hofnarr:
"Ich habe meine Narrenkappe, zu ihr werde ich sie schicken
und dann werde ich sterben ... werde ich sterben ..."

Und als der Morgen sich erhellte,
ließ er die Kappe vor ihren Schritten,
und sie legte sie an ihren Busen
unter der Wolke von Haar, ihre Lippen sangen ihr ein Lied
solange die Sterne nicht am Himmel erblühten.

Sie öffnete ihre Tür und das Fenster
die Seele und das Herz, die ließ sie ein ... ließ sie ein ...

Jenes Rote ging an ihre linke Seite, jenes Blaue an ihre Rechte.
Sie machten einen Lärm wie die Grillen,
ein süßes und weises Geschwätz;
ihr Haar war eine noch nicht geöffnete Blume
Stille der Liebe war zu ihren Füßen ... zu ihren Füßen ...

*

LA CANZONE DI AENGUS IL VAGABONDO
Das Lied von Aengus dem Landstreicher

Es begab sich, daß ich in den Wald ging
daß ich in meinem Kopf ein Feuer fühlte.
Einen Zweig vom Haselnußstrauch schnitt ich dort
und eine Beere fädelte ich auf.
Weiße Nachtfalter kamen geflogen
und dann die leuchtenden Sterne,
die Beere ließ ich in den Fluß hinab
und fischte eine kleine silberne Forelle.

Als ich sie auf die Erde gelegt hatte
um das eingeschlafene Feuer wieder zu beleben
bewegte sie sich plötzlich
und rief mich bei meinem Namen.
Ein Mädchen war sie geworden,
Apfelblüten im Haar,
sie rief mich bei meinem Namen und
verschwand im Glanz der Luft.

Gealtert bin ich umherstreifend,
durch Täler und über Hügel
aber am Ende werde ich wissen, wohin sie ging,
ich werde sie küssen und bei der Hand nehmen,
wir werden über das fleckige Gras gehen
und bis ans Ende der Zeit werden wir
die silbernen Äpfel des Mondes
die goldenen Äpfel der Sonne pflücken.

*

IL MANTELLO, LA BARCA E LE SCARPE
Der Mantel, das Boot und die Schuhe

Was machst du da so Schönes?
Was machst du da so Glänzendes?
Ich mache einen Mantel für den Schmerz:
schön anzusehen mache ich ihn
für die Augen dessen, der ihn anschauen wird ...
einen Mantel für den Schmerz
für die Augen dessen, der ihn anschauen wird ...

Was baust du da, mit Segeln versehen?
Versiehst du's mit Segeln, um zu fliegen?
Ich baue ein Boot für den Schmerz
so daß Tag und Nacht
herumstreifend, der Schmerz über das Meer fährt ...
den ganzen Tag, die ganze Nacht
geht der Schmerz fort ...

Was webst du aus dieser Wolle
aus dieser so weißen Wolle?
Ich webe Schuhe für den Schmerz
leise wird sein Schritt sein
für die Ohren dessen, der ihn vernehmen wird ...
leicht ist der Schritt des Schmerzes
unvermittelt und leicht ...

*

A UNA BAMBINA CHE DANZA NEL VENTO
Für ein kleines Mädchen, das im Wind tanzt

Tanze nun dort, tanze auf dem Sand
und sorge dich nicht, weil das Meer rauscht
was nützte das?

Tanze nun dort, trockne deine Haare
salzige Tropfen haben sie benetzt.
Du bist so jung und weißt's noch nicht
tanze nun dort.

Du kennst den Triumph des Dummkopfes noch nicht
oder den Verlust der soeben erwachten Liebe,
nicht, warum der Beste immer entschwindet
und das zu mähende Korn zurück läßt.

Tanze nun dort, tanze auf dem Sand
und kümmere dich nicht um den Wind,
du mußt dich nicht fürchten, ob er nun heulen wird
was nützte das?

*

IL VIOLINISTA DI DOONEY
Der Geiger von Dooney

Wie die Wellen auf dem Meer
wie die Wellen auf dem Meer
tanzen die Leute, wenn ich auf meiner Geige spiele.

Mein Vetter ist Priester in Kilvarnet
mein Bruder ist Priester in Mocharabuiee,
doch ich, ich habe mehr geleistet als mein Bruder und mein Vetter.

Sie lesen in ihren Gebetbüchern
ich lese in meinem Liederbuch
das ich auf dem Jahrmarkt von Sligo gekauft habe.

Wenn wir uns am Ende der Zeit
bei Petrus vorstellen müssen
werden wir zu ihm gehen, der dort thront.

Er wird über unsere
drei alten Seelen lächeln
aber mich als ersten durch das Tor rufen.

Denn die Fröhlichen sind stets die Guten
gerettet vor dem üblen Schicksal
und die fröhlichen Leute lieben die Geige
und die fröhlichen Leute lieben den Tanz.

Wenn sie mich kommen sehen
laufen sie zu mir und alle rufen:
"Da ist der Geiger von Dooney!"
Sie kommen und tanzen wie die Wellen auf dem Meer.

*

QUANDO TU SARAI ...
Wenn du sein wirst ...

Wenn du alt und grau sein wirst
mit schwankendem Haupt
und schläfrig neben dem Feuer sitzst
wirst du dieses Buch nehmen.

Und langsam wirst du's lesen, träumend
dich erinnern an den Blick,
den deine Augen einst hatten
an ihre tiefen Schatten.

Wie viele liebten die glückliche Gnade
dieser deiner Augen-Blicke, und
aus falscher oder manchmal auch aufrichtiger Liebe
liebten sie deine Schönheit.

Doch ein einziger liebte an dir
die unruhige Seele
und ein einziger liebte den Kummer
deines Gesichtes, das sich verändert.

Und du, dich auf deine Arme stützend
wirst ein wenig traurig sein,
mit einem Murmeln wirst du von der Liebe berichten
wie diese entflog ...

Fliegend entschwindet sie über die Grenze
jener hohen Berge
und verbirgt für immer ihr Gesicht
inmitten einer Menge von Sternen ...

*

UN AVIATORE IRLANDESE PREVEDE LA SUA MORTE
Ein irischer Flieger sieht seinen Tod voraus

Ich weiß, daß es dort sein wird
irgendwo zwischen den Wolken
dort wird es sein, wo ich am Ende
meinem Schicksal begegne.
Ich hasse diese Leute nicht,
die ich nun bekämpfen soll
und ich liebe nicht die Leute,
die ich verteidigen soll:
mein Dorf ist Kiltartan Cross
meine Leute seine Bauern
nichts von alldem hier kann sie
mehr oder weniger glücklich machen.

Weder das Gesetz noch die Pflicht
treibt mich zum Kämpfen
es war nicht die Politik,
noch der Applaus der Menge.
Es war ein Impuls der Freude,
ein einsamer Impuls,
der mich eines Tages
in diesen Tumult zwischen den Wolken warf:
in meinem Geist habe ich
alles berechnet, alles bedacht
und die noch kommenden Jahre
schienen mir Verschwendung von Atem,
Verschwendung von Atem die Jahre,
die ich verlebt habe
im Vergleich zu diesem Leben,
zu diesem Tod.

*

NEL GIARDINO DEI SALICI
In dem Weidengarten

In dem Weidengarten traf ich meine Liebe
und dort ging sie, auf kleinen Füßen, weiß wie Schnee ...

Dort bat sie mich, daß ich die Liebe nähme, wie sie kommt,
so wie die Blätter an den Bäumen wachsen.

Ich war so jung und hörte ihr nicht zu
ich war so töricht, hörte nicht auf sie.

Es war dort beim Fluß, wo meine Liebe mich anhielt
und auf meine Schultern legte sie ihre Hand von Schnee.

Dort bat sie mich, daß ich das Leben nähme, wie es kommt
so wie das Gras auf der Uferböschung wächst.

Ich war jung und töricht
und nun habe ich nur noch Tränen.

*

INNISFREE, L'ISOLA SUL LAGO
Innisfree, die Insel auf dem See

Und nun werde ich mich erheben,
nach Innisfree werde ich gehen,
dort werde ich mir mein Haus erbauen,
aus Ton und Rohr werde ich es machen,
dort werde ich neun Beete und einen Bienenkorb haben,
denn die Bienen machen Honig.

Dort werde ich alleine leben,
auf der Lichtung werde ich wohnen,
wo die Bienen summen, dort
werde ich Frieden haben,
Tropfen für Tropfen wird er
von den Schleiern des Morgens kommen,
bis dorthin, wo die Grille singt.

Dort gibt es um Mitternacht einen Blitz,
purpurn ist der Mittag
und der Abend ist ein Vogelflug ...

Und nun werde ich mich erheben,
damit ich bei Tag und Nacht
das Wasser des Sees das flache Ufer
streicheln hören kann;
während ich mitten auf der Straße stehe
auf grauen Bürgersteigen
fühle ich dies in der Tiefe des Herzens.

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