europAMICI di ANGELO BRANDUARDI




Mit freundicher Genehmigung der Winterthurer Woche:


Angelo Branduardi: Einer der grössten italienischen "Cantautore" spielt am 28. S eptember in Winterthur


"Es muss nicht immer alles gross sein"

Branduardi

Angelo Branduardi (51) steht seit 25 Jahren auf der Bühne. Mit seinem neusten Werk verbreitet er die Botschaft des Franziskus von Assisi. Und wieder pilgern tausende zu seinen Konzerten. Er bevorzuge heute den "kleineren Rahmen", wie er im Telefon-Interview mit der "Winterthurer Woche" betont.

Herr Branduardi, wo sind Sie im Moment?
In meinem Studio in Italien. In den Bergen beim Lago Maggiore, nur etwa acht Kilometer von Lugano entfernt.

Und woran arbeiten Sie?
An einem Film-Projekt über Franziskus von Assisi. Eine grosse italienische Produktion. Ich mache die Musik für diesen dreistündigen Film.

Sie haben bereits ihre letzte CD, "l'Infinitamente piccolo" dem Heiligen Franziskus gewidmet und seine Texte für Ihre Stücke verwendet.
Ja. Sie werden auch einige Lieder von dieser CD im Film wieder hören. Aber ich schreibe auch neue Stücke für den Film.

Wie sind Sie auf den Heiligen Franziskus gekommen?
Um die Wahrheit zu sagen: Das war nicht meine Idee. Eines Tages kamen zwei Franziskaner zu mir und fragten mich, ob ich Musik zu den Texten von Franziskus schreiben würde.

Wie haben Sie reagiert?
Ich habe die Franziskaner gefragt: Warum gerade ich, ich bin doch ein globaler Sünder? Und sie haben mir mit Humor geantwortet: Gott sucht immer den Schlechtesten.

Wenn man Angelo heisst, kann man doch kein Sünder sein.
Doch doch, ich bin wie alle Künstler: Halb Engel und halb Teufel.

Was hat Sie am Assisi-Projekt fasziniert?
Franziskus von Assisi war der erste Dichter der italienischen Literatur. Sein Sonnengesang war die früheste Dichtung im Dialekt von Umbrien, der die Basis der italienischen Sprache bildet.
Ich habe sehr viel Freude an diesem Projekt und an diesem Mann. Franziskus von Assisi hat viele Qualitäten und war ein grosser Mann, sehr poetisch und spirituell. Am Anfang war es für mich vor allem eine sprachwissenschaftliche Auseinandersetzung mit seinen Texten. In der Zwischenzeit ist er für mich wie ein alter Freund.

In einem Interview wurden Sie einmal mit den Worten zitiert: "Die Musik ist mir wichtiger als der Inhalt." Stimmt das?
Normalerweise stimmt das schon, da kommt die Musik zuerst. Aber in diesem Projekt ist das anders. Ich musste die Texte von Franziskus als Basis nehmen und die Musik dazu schreiben. Ich nahm das sehr genau und hab kein Wort dazugefügt oder weggelassen.

Die CD ist letztes Jahr erschienen. Wie ist sie vom Publikum aufgenommen worden?
Am Anfang reagierten viele Leute in meinem Umfeld sehr skeptisch. Doch jetzt ist "l'Infinitamente piccolo" zu meinem grössten Erfolg der letzten fünf Jahre geworden. Und zusammen mit dem Film könnte das Assisi-Projekt sogar zum gröss-ten Erfolg der letzten zwanzig Jahre werden.

Vor zwanzig Jahren hatten Sie in Paris 200 000 Zuhörer. Wie viele Leute kommen jetzt zu Ihren Auftritten?
Natürlich nicht mehr 200 000. Aber es sind immer so zwischen zwei- und viertausend. Ich bin auch nicht mehr derselbe junge Musiker wie damals. Jetzt gefällt mir dieser kleine Rahmen besser. Bei einem so grossen Konzert wie in Paris muss alles übertrieben werden: die Beleuchtung, die Gesten und so weiter. Das ist gut, wenn du jung bist, doch jetzt gefällt mir das nicht mehr. Meine Karriere dauert nun schon 25 Jahre, da kann nicht immer alles so gross sein wie damals. Das wäre zu viel für meinen Kopf.

Und es macht Sie nicht traurig, dass weniger Leute kommen und Ihnen zuhören?
Traurig? Nein, nein, nein ... Ich mache Musik seit ich fünf bin. In einer so langen Karriere gibt es einen Punkt, an dem du entscheiden musst ob du immer an der Spitze sein oder eine Familie aufbauen willst. Meine Familie von Zuschauern ist nicht klein. Ich verkaufe sehr viele Schallplatten und habe nicht wenig Zuschauer an meinen Konzerten. Vor wenigen Tagen war ich in Rimini und da kamen fünftausend. Das ist für mich das Maximum. Mehr will ich gar nicht mehr.

Ihr Konzert in Winterthur wird in einem Saal mit nur 1000 Plätzen stattfinden.
Tausend?

Ja, tausend.
Das ist aber schön! Wie eine Familie!

Das ist Ihnen lieber als riesige Hallen?
Ja, das habe ich hinter mir.

Und was liegt vor Ihnen?
Das weiss ich nicht: Ich bin "still crazy after all these years" - nach so vielen Jahren immer noch verrückt. Und ich werde meine Musik immer lieben. Ich habe ganz neue Ideen. Die sind gut, glaube ich. Aber jetzt muss ich zuerst die Filmmusik fertig schreiben und aufnehmen.

Konzert in Winterthur: Freitag, 28. September, 20 Uhr, Kirchgemeindehaus Liebestrasse

WiWo Winterthurer Woche
Interview: René Donzé



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